2017-04-13p037

Hertha von Puttkamer
Sehnsucht Berlin
untertitel[Roman]
original-
bibdatErich Pabel-Verlag, Rastatt/Baden [1961]
Pappe/Supronyl - 8° - 271 S.
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nachweis / katINT | 000F



SEHNSUCHT BERLIN ist die Geschichte von Sandro Römer, einem Berliner Rechtsanwalt, und seiner eigenwilligen Frau Nina. Eine Vernunftehe glauben sie zu führen und spüren nicht, wie sehr sich ihre Herzen dabei leeren. Was nützen Toleranz, Kameradschaft und unbedingte Wahrheitsliebe, wenn die Herzen kalt werden? Sandro und Nina ahnen nicht, wie sehr sich ihre Wege voneinander entfernen.
Schließlich zwingen Krieg und Terror Sandro, Berlin zu verlassen. Nina begleitet ihn ins Ausland; denn sie glaubt, in der Stunde der Not bei ihrem "Großen Bären" bleiben zu müssen; aber sie verzehrt sich in ihrer SEHNSUCHT BERLIN. Sandro benützt eine Lüge, um Nina nach Berlin zu schicken. Die Menschen, die eben erst einen Weg zueinander gefunden hatten und hofften, nunmehr endlich vereint sein zu dürfen, trennen sich. Doch diese Trennung ist wahrlich nur räumlich.
Nina kehrt allein nach Berlin zurück, die Stadt ihrer Sehnsucht, die der Krieg verändert hat. Der Krieg verwandelt auch die Menschen. Untergangsstimmung, Verfall der Moral und der Haltung verändern die Berliner. Hektisch geben sich die Menschen, die überwacht, bespitzelt werden. Berlin ist gefährlich heiß und grausam kalt geworden.
Sandro erhält im Ausland die Aufgabe, Menschen des anderen Deutschland zu retten. Er arbeitet nicht gegen Deutschland, sondern für ein anderes Deutschland. Nur ein einziges Mal in den Jahren des Krieges begegnen sich Sandro und Nina in Berlin nach einem Luftangriff unfähig, Worte zu formen, allein fähig, durch Gesten der Zärtlichkeit einander Wiedersehensglück und Liebe zu gestehen.
Wieder reißt der Krieg die beiden Menschen voneinander, die in ihrer Liebe zueinander nicht mehr Vernunft und Kameradschaft als Maximen anerkennen, sondern, zusammengefügt durch Gefahr und Not, nur Liebe.
Das Leid der Nina Römer in Berlin steht für alle Frauen dieser Stadt, ihr Leiden wird zum Symbol der Frau schlechthin. Sie wächst über sich hinaus und gewinnt Reife, Weisheit und — Liebe. Das Schicksal belohnt Nina und Sandro: über den Trümmern der dem Tode verfallenen Stadt finden sie sich wieder.
SEHNSUCHT BERLIN ist ein wirkungsvolles Zeitbild und ein sauberes Abbild der Menschen in ihrer Zeit. Obwohl mit vollen Händen in die Ereignisse gegriffen wird, ist nichts Verzerrendes der "unbewältigten Vergangenheit" zu erfahren. Sandro ist kein Verräter am Deutschtum geworden. Schuldlos unterliegt er den Dingen, begehrt auf und handelt, wie sein Gewissen es ihm auferlegt.
Menschliche Größe kennzeichnet sie alle, die hilflos der Macht des Apparats ausgeliefert sind und sich doch dagegen stellen. Ein Buch ohne Klage und ohne Anklage — von Hertha von Puttkamer meisterhaft gestaltet, in schuldigem Respekt vor der Historie und den Menschen geschrieben, getragen von der SEHNSUCHT BERLIN. {Werbetext}