2015-08-05c002

Pit Comber
Mörder unter sich
untertitel[Kriminalroman]
original-
bibdatIltis Verlag, Düsseldorf [1960]
Pappe/Supronyl - 8° - 264 S.
reihe-
verlags-nr477
umschlaggestaltung-
notiz-
nachweisINT | IBL1 1131



"Ich hatte den Fall gern übernommen, denn er führte mich in meine frühere Wahlheimat Frisco und in das Haus eines sehr reichen Mannes — Holford T. Innes — aber was ich dort erlebte, gehört wohl zum Merkwürdigsten meiner ganzen Laufbahn. Ein skrupelloser Verbrecher denkt sich einen teuflischen Plan aus, um einen unbequemen Nebenmenschen zu ermorden. Und der zu Ermordende macht es ihm aus Eigensinn und Starrköpfigkeit auch noch leicht. Das war keine gute Bühne für das Stück, in dem mir eine Hauptrolle zugedacht war. Noch gab es keinen Toten, aber es ist manchmal viel schwerer, einen geplanten Mord zu verhindern, als ein bereits begangenes Gewaltverbrechen aufzuklären.
Als ich meine Tätigkeit aufnahm, sah ich weder einen Hinweis auf die Person des Täters noch eine Spur zu seinem Motiv. Dazu kam als schweres Handicap, daß der Hauptleidtragende meine wahre Identität nicht kennen durfte. Die Atmosphäre, die Innes House erfüllte, war unglücklich und gereizt. Der Große Alte Herr wollte nicht einsehen, daß einmal etwas nicht nach seinem harten Kopf gehen sollte. Seine 30 Jahre jüngere Frau war zu bedauern, denn sie war unglücklich und isoliert, und das nur zu einem geringen Teil aus eigenem Verschulden. Auch Debby, die Frau des älteren Innes-Sohnes, fühlte sich in ihrer Haut nicht gerade wohl. Sie schien mir zwar nur ein harmloses Schäfchen zu sein, aber man hätte sie trotzdem nicht wie ein dummes Kind behandeln dürfen. Mein Freund Cyril, der jüngere Sohn, war mir keine Hilfe. Eine solche hatte ich auch von ihm, dem versnobten Kunstbanausen, gar nicht erwartet. Als er aber dann meine Geduld wie ein unzerreißbares Gummiseil zu strapazieren begann, ließ ich ihn einfach links liegen und mischte die Karten selbst. Leider verdiente ich mir damit alles andere als frenetischen Beifall. Holford T. Innes war zweifellos ein überragend kluger und energischer Mann. Trotzdem handelte er dort, wo glühende Eifersucht und krankhaftes Mißtrauen im Spiele waren, wie ein dummer Junge und machte den Bock zum Gärtner. Er schaufelte sich eifrig sein eigenes Grab und sah rot, so oft ich ihm die Schaufel aus der Hand nahm.
Den einen Mord konnte ich nicht verhindern, aber immerhin das Schlimmste verhüten. Nüchtern betrachtet, kamen wir alle — ohne Ausnahme — mit einem blauen Auge davon. Das war nur zu einem sehr kleinen Teil meiner Tüchtigkeit zu verdanken, und zu einem sehr großen dem Umstand, daß wir mehr Glück als Verstand hatten. Für Sie, lieber Leser, hätte ich eigentlich noch eine beruhigende Pille und eine Vitaminspritze bereit — aber die müssen Sie sich schon selbst verdienen. Das ist nicht zu viel verlangt, finde ich. Blättern Sie um!" {Klappentext}